Nachdem Sie diesen Abschnitt gelesen haben, sollten Sie Folgendes verstanden haben:
- Was ist die Rendite?
- Was ist eine Zinsstrukturkurve?
- Was sagt uns die Form der Zinsstrukturkurve?
- Wie können Anleger die Zinsstrukturkurve nutzen?
Was ist die Rendite?
Bevor Anleger das Konzept einer Zinsstrukturkurve verstehen können, müssen sie sich zunächst mit dem Begriff "Rendite" vertraut machen. Dieser bedeutet nichts anderes als der jährliche Ertrag einer Anlage. Bei Anleihen basiert die Rendite auf dem Kaufpreis der Anleihe und den erhaltenen Kupon-Zahlungen.
Anleihenanleger verwenden oft eine Messgröße der Rendite, die als „Rendite bis Fälligkeit“ bezeichnet wird, um eine Anleihe im Vergleich zu einer anderen zu bewerten. Die Rendite bis Fälligkeit spiegelt den Gesamtertrag wider, den ein Anleger erhält, wenn er die Anleihe bis zur Fälligkeit hält – das heißt, sie schließt alle Zinszahlungen sowie etwaige Kursgewinne oder Kursverluste der Anleihe ein.
Was ist eine Renditekurve?
Die Zinsstrukturkurve ist im Wesentlichen ein Liniendiagramm, das den Zusammenhang zwischen den Endfälligkeitsrenditen und der Restlaufzeit für eine Reihe von Anleihen darstellt.
Die Anleihen, die auf einer Zinsstrukturkurve dargestellt werden, müssen die gleiche Anlageklasse und Kreditqualität aufweisen. Dies ist wichtig, weil es bedeutet, dass die Zinsstrukturkurve den Rendite-Unterschied von Anleihe zu Anleihe zeigt, der ausschließlich von der Laufzeit der jeweiligen Anleihe abhängt. Das Verhältnis zwischen Rendite und Laufzeit wird als "Laufzeitstruktur" der Zinssätze bezeichnet.
Eine Zinsstrukturkurve kann für jede Art von Anleihe erstellt werden. Am häufigsten genutzt wird die Kurve für US-Staatsanleihen, da diese Arten von Anleihen (aufgrund ihrer staatlichen Garantie) kein wahrgenommenes Kreditrisiko aufweisen und eine breite Palette von Laufzeiten von drei Monaten bis 30 Jahren abdecken.
Betrachten wir ein Beispiel. Die folgende Grafik zeigt eine illustrative Renditekurve für US-Staatsanleihen. Die eingezeichnete Linie beginnt mit der Anleihe mit der kürzesten Laufzeit – in diesem Fall ist das 1 Monat. Sie erstreckt sich dann über die Zeit und zeigt Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren. Wie in der Grafik ersichtlich, beträgt die Rendite für eine dreijährige Anleihe 2,0 Prozent, während die Rendite für eine zehn jährige Anleihe 2,4 Prozent beträgt.
Was teilt uns die Form der Renditekurve mit?
Die Form der Zinsstrukturkurve sagt uns, ob die Zinsen in Zukunft voraussichtlich steigen oder fallen werden. Ein Aufwärtstrend deutet beispielsweise darauf hin, dass die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass die Zinsen wahrscheinlich steigen werden.
Die Neigung der Kurve kann ein guter Indikator für das Konjunkturklima sein, weil sie Aufschluss darüber gibt, was die Anleger über die zukünftigen Zinssätze denken, und somit den Konjunkturausblick wiedergibt.
Unten sind drei häufige Formen der Renditekurve zusammen mit einer Beschreibung ihrer Bedeutung dargestellt.
Normale Renditekurve
Die normale Form der Zinsstrukturkurve ist - von links nach rechts betrachtet - nach oben geneigt. Dieser Typ der Zinsstrukturkurve deutet darauf hin, dass die Anleihen-Renditen bei Anleihen mit längeren Laufzeiten höher sind.
Eine solche Art der Renditekurve ist gewöhnlich in Phasen konjunktureller Expansion zu beobachten, wenn die Wirtschaft wächst.
In diesem Umfeld verlangen die Anleger höhere Renditen auf Anleihen mit längerer Laufzeit - als Ausgleich für die Inflation und künftige Zinserhöhungen.
Flache Renditekurve
Flache Kurven sind zu beobachten, wenn die Konjunktur von einer Expansion zu einer Abkühlung übergeht und umgekehrt.
Am häufigsten ist eine flache Zinsstrukturkurve zu beobachten, wenn die Zentralbanken die Zinssätze anheben, um eine überhitzte Konjunktur abzukühlen. In diesem Fall steigen die kurzfristigen Zinsen, was die Leitzinserhöhungen widerspiegelt, während die langfristigen Zinsen fallen, weil sich die Inflationserwartungen abschwächen.
Inverse Renditekurve
Manchmal kehrt sich die Renditekurve zu einer abwärts gerichteten Form um, was anzeigt, dass die Renditen für Anleihen mit längerer Fälligkeit niedriger sind.
Diese Form ist ungewöhnlich und typischerweise in Phasen der Rezession zu beobachten, wenn die Zinssätze und die Inflation niedrig oder im Sinken begriffen sind.
Historisch betrachtet nimmt die Kurve etwa zwölf bis 18 Monate vor Beginn der Rezession eine umgekehrte - also inverse - Form an.
Wie können sich Anleger die Renditekurve zunutze machen?
Für diejenigen, die in Anleihen investieren möchten, ist die Zinsstrukturkurve ein nützliches Instrument, um die verschiedenen am Markt verfügbaren festverzinslichen Wertpapiere zu vergleichen. Häufig wird dabei die Renditekurve für US-Staatsanleihen verwendet, da diese Anleihen kein Kreditausfallrisiko aufweisen - zumindest wird das so wahrgenommen vom Markt. Das bedeutet, dass andere Anleihen, die ein gewisses Maß an Risiko aufweisen, damit verglichen werden können.
Beispielsweise könnte eine dreijährige Unternehmensanleihe wegen des Unterschieds im wahrgenommenen Kreditrisiko mit einer Rendite bepreist werden, die 0,5 Prozent über der einer dreijährigen US-Staatsanleihe liegt.