Anleihen 103: Vergleich von aktiven und passiven Anlagestrategien für Anleihen
Nachdem Sie die Erläuterungen zu diesem Themenbereich gelesen haben, können Sie:
- Unterschiede zwischen aktivem und passivem Investieren erkennen
- Vor- und Nachteile von aktivem und passivem Investieren
- Den besten Ansatz auf der Grundlage von Anlagezielen und Finanzlage auswählen
Was sind aktive und passive Anlagestrategien für Anleihen?
Bei passiven Anlagestrategien werden Anleihen gekauft und bis zur Fälligkeit gehalten oder Anlagen in Anleihenfonds getätigt, die Anleihenindizes abbilden. Passive Ansätze mögen für Anleger geeignet sein, die auf einige der traditionellen Vorteile von Anleihen, wie etwa Kapitalerhalt, laufende Erträge und Diversifikation, bedacht sind. Sie beabsichtigen aber nicht, Nutzen aus dem Zins-, Kredit- oder Marktumfeld zu ziehen.
Aktive Anlagestrategien hingegen versuchen, Anleihenindizes zu übertreffen, oftmals durch den Kauf und Verkauf von Anleihen, um von Kursbewegungen zu profitieren. Um Indizes langfristig erfolgreich zu übertreffen, müssen aktive Anleger in der Lage sein, sich eine Meinung über die Richtung der Konjunktur, der Zinsen und des Kreditumfelds zu bilden und außerdem effizient zu handeln und Risiken zu managen.
Welche passiven Strategien kann ein Anleger anwenden?
Anlegern stehen im Wesentlichen zwei passive Strategien zur Verfügung – Buy-and-Hold und Index-Tracker.
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Buy-and-Hold-Strategie
Anleger, die Kapitalerhalt, laufende Erträge und/oder Diversifikation anstreben, können ganz einfach Anleihen kaufen und sie bis zur Fälligkeit halten. Eines der Hauptrisiken dieser Strategie ist das Reinvestitions- bzw. Wiederanlagerisiko – also das Risiko, dass der Anleger gezwungen sein könnte, eine Anleihe mit niedrigerer Rendite zu kaufen, wenn es an der Zeit für Reinvestitionen ist.
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Index-Tracker-Strategie
Eine andere Option besteht in einer passiven Anlagestrategie, die versucht, die Wertentwicklung eines Anleihenindex abzubilden. Ähnlich wie Aktienindizes sind Anleihenindizes transparent (die darin enthaltenen Wertpapiere sind bekannt), und ihre Wertentwicklung wird täglich aktualisiert und veröffentlicht.
Viele börsengehandelte Fonds (ETFs) und bestimmte Anleihenfonds investieren in dieselben oder in ähnliche Wertpapiere, die in Anleihenindizes gehalten werden, und bilden die Wertentwicklung der Indizes somit ziemlich exakt ab. Bei diesen passiven Anleihenstrategien ändern die Portfoliomanager die Zusammensetzung ihrer Portfolios nur, wenn sich der entsprechende Referenzindex ändert, treffen aber in der Regel keine unabhängigen Kauf- oder Verkaufsentscheidungen.
Welche aktiven Strategien kann ein Anleger anwenden?
Anleger, die Anleihenindizes übertreffen möchten, greifen auf aktiv gemanagte Anlagestrategien zurück. Aktive Portfoliomanager können versuchen, die Erträge oder den Kapitalzuwachs (Kursgewinne) von Anleihen oder auch beides zu maximieren. Viele Anleihenfonds und eine Reihe von ETFs werden aktiv gemanagt.
Einer der am weitesten verbreiteten aktiven Ansätze ist das „Total Return Investing“, bei dem eine Vielzahl von Strategien zur Maximierung des Kapitalzuwachses zum Einsatz kommt. Aktive Anleihenportfoliomanager, die nach Kurssteigerungen trachten, versuchen, unterbewertete Anleihen zu kaufen, sie in der Erwartung steigender Kurse zu halten und sie schließlich vor ihrer Fälligkeit zu verkaufen, um Gewinne zu realisieren – idealerweise getreu dem Motto: „günstig kaufen und teuer verkaufen“.
Aktive Manager wenden für gewöhnlich eine Reihe verschiedener Verfahren an, um Anleihen zu identifizieren, deren Kurs steigen dürfte. Einige Beispiele hierfür sind:
- Einzeltitelanalyse: „Bottom-up“-Einzeltitelanalyse zur Identifizierung von Anleihen, die aufgrund einer Bonitätsverbesserung des Emittenten im Kurs steigen könnten.
- Makroökonomische Analyse: „Top-down“-Analyse zur Ermittlung von Anleihen, deren Kurs aufgrund der Wirtschaftslage, eines günstigen Zinsumfelds oder globaler Wachstumsmuster steigen könnte.
- Sektorrotation: Investition in Sektoren, deren Kurse in einer bestimmten Phase des Konjunkturzyklus in der Vergangenheit gestiegen sind, und Meidung von Sektoren, die sich in der gleichen Phase unterdurchschnittlich entwickelten.
- Marktanalyse: Kauf und Verkauf von Anleihen, um von Veränderungen der Angebots- und Nachfragedynamik zu profitieren, die Kursbewegungen verursacht.
- Durationsmanagement: Anpassung der Duration eines Anleihenportfolios zur Steuerung des Zinsrisikos, zum Beispiel über eine Verkürzung der Duration, um die Auswirkungen eines Zinsanstiegs abzumildern.
- Zinskurvenpositionierung: Anpassung der Laufzeitstruktur eines Anleihenportfolios auf der Grundlage erwarteter Veränderungen im Verhältnis zwischen Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten.
- Roll-Down: Wenn die kurzfristigen Zinssätze niedriger sind als die längerfristigen, wird eine Anleihe mit sukzessive niedrigeren Renditen und höheren Kursen bewertet, wenn sie sich ihrer Fälligkeit nähert und sozusagen „die Zinsstrukturkurve nach unten rollt". Ein Anleihenmanager kann eine Anleihe für einen bestimmten Zeitraum halten, wenn deren Kurs steigt, und sie dann vor Fälligkeit verkaufen, um einen Gewinn zu realisieren.
- Derivate: Aktive Manager können Futures, Optionen oder andere Derivate einsetzen, um eine breite Palette von Einschätzungen zum Ausdruck zu bringen – von der Kreditwürdigkeit eines Emittenten bis hin zur Richtung der Zinsen.
- Risikomanagement: Ein aktiver Anleihenmanager kann auch Maßnahmen zur Maximierung der Erträge ergreifen, ohne das Risiko wesentlich zu erhöhen, indem er beispielsweise in längerfristige oder etwas schlechter bewertete Anleihen mit höheren Kupons investiert.
Was spricht für eine aktive gegenüber einer passiven Anleihenstrategie?
In den letzten Jahren wurde breit über aktive und passive Investments diskutiert, da Anleger den Wert eines professionellen Investment Managements auf den Prüfstand stellen. Während der Fokus primär auf dem Aktienmarkt lag, ist die Frage zwischen aktiv und passiv auch für Anleihen von Bedeutung.
Ein wichtiger Streitpunkt in dieser Debatte ist, ob der Anleihenmarkt zu effizient ist, um aktiven Managern eine konstante Outperformance gegenüber dem Markt zu ermöglichen.
Ein aktiver Anleihenmanager wie PIMCO würde diesem Argument entgegenhalten, dass aktive Manager dank ihrer Größe und ihrer Flexibilität in der Lage sind, kurz- und langfristige Trends auszunutzen, um den Markt zu schlagen.
Außerdem steuern aktive Manager die Zins-, Kredit- und andere potenzielle Risiken in einem Anleihenportfolio, um Anlagerenditen zu erzielen.
Aktiv verwaltete Anlagen gehen tendenziell mit höheren Gebühren einher als passive Anlagen, und es besteht die Möglichkeit, dass ihre Wertentwicklung hinter dem Markt zurückbleibt. Wie Studien zur langfristigen Performance zeigen, haben aktive Anleihenfonds und ETFs – im Gegensatz zu ihren Aktienpendants – die passive Konkurrenz nach Gebühren jedoch weitgehend übertroffen.
Das folgende Schaubild zeigt die Wertentwicklung der durchschnittlichen aktiven und passiven US-Manager in den zehn Jahren bis zum 31. Dezember 2023 in der größten von Morningstar erfassten Anleihen- und Aktienkategorie. Wie sich aus der Grafik ersehen lässt, stellte der durchschnittliche aktive Anleihenmanager seine passiven Pendants sowie die Benchmark in den Schatten. Das Gleiche trifft allerdings nicht auf Aktien zu, da der durchschnittliche aktive Aktienmanager der Benchmark und dem durchschnittlichen passiven Manager hinterherhinkte.
Zum Herunterladen und für weitere Informationen: Anleihen sind anders: Vorteile des aktiven Anleihenmanagements.
Offenlegung
Risikohinweise: Alle Investments enthalten Risiken und können an Wert verlieren. Anlagen am Anleihenmarkt unterliegen Risiken wie zum Beispiel Markt-, Zins-, Emittenten-, Kredit-, Inflations- und Liquiditätsrisiken. Der Wert der meisten Anleihen und Anleihenstrategien wird durch sinkende oder steigende Zinsen beeinflusst. Anleihen und Anleihenstrategien mit längerer Duration sind häufig sensitiver und volatiler als Papiere mit kürzerer Duration. Die Kurse von Anleihen sinken in der Regel, wenn die Zinsen steigen. Ein Niedrigzinsumfeld erhöht dieses Risiko noch. Eine Verschlechterung der Bonität des Anleihenkontrahenten kann zu einer niedrigeren Marktliquidität und einer höheren Kursvolatilität beitragen. Der Wert von Anleihen-Investments kann bei der Rücknahme über oder unter dem ursprünglichen Wert liegen.
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