Die Fed versucht, konkurrierende Risiken in der Balance zu halten
Zusammenfassung
Bei ihrer ersten Sitzung im Jahr 2023 stand die US-Notenbank (Fed) vor miteinander konkurrierenden Prioritäten: Wie kann man die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung angemessen würdigen – und signalisieren, dass die Zinserhöhungen nicht ewig so weitergehen werden? Und gleichzeitig eine ausreichend restriktive Linie in Sachen Geldpolitik beibehalten, gemessen an einer Vielzahl von Vermögenswerten? Zwar betonte Jerome Powell, der Präsident der US-Notenbank, abermals die Entschlossenheit der Fed, „nicht aufzuhören, bevor die Arbeit [zur Senkung der Inflation] erledigt ist“. Dennoch änderte sich seine Einschätzung der Risiken – tun wir zu viel oder zu wenig? – in Richtung eines ausgewogeneren Tons. Tatsächlich konstatierte er sogar, dass – falls die Inflation schneller sinkt, als es die aktuellen Berechnungen der Fed vorhersagen – weniger Bedarf an einer restriktiven Politik bestünde, und die Fed die Zinsen auch schneller senken könnte, als derzeit projiziert. Zwar gab Fed-Chef Powell zu bedenken, dass die aktuellen Kurse und Preise an den Kapitalmärkten nach Auffassung der Notenbank einen günstigeren Inflationsausblick widerspiegeln, als die Fed derzeit erwartet. Dennoch lassen sich seine Botschaften insgesamt so interpretieren, dass Powell nicht beabsichtigt, die Marktpreise aggressiv an den Prognosen der Fed auszurichten.
Die jüngsten Hochrechnungen der Fed deuten darauf hin, dass sie in diesem Jahr die Leitzinsen noch zweimal anheben wird – konkret: um jeweils 25 Basispunkte bei den nächsten beiden Sitzungen im März und im Mai. Unsere Einschätzung sieht ein wenig anders aus: Wenn wir die bisherigen Botschaften der Fed mit unserem Basisszenario für eine nur milde Rezession abgleichen, dann erwarten wir lediglich noch eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte im März, bevor die Fed pausiert. Anschließend würden allmähliche Zinssenkungen folgen, die irgendwann in der zweiten Hälfte dieses Jahres beginnen sollten.
Interpretation der Leitlinien der Fed vor dem Hintergrund makroökonomischer Entwicklungen
Im Februar-Kommentar der Fed hat sich nur wenig geändert: Die Handlungsempfehlung für künftige Zinserhöhungen wurde leicht abgeschwächt. Der Fokus liegt jetzt nicht mehr auf dem Tempo der Zinserhöhungen, sondern auf dem Ausmaß weiterer Zinserhöhungen.
Nach der Erhöhung um 25 Basispunkte im Februar liegt der Zielbereich für den Leitzins der US-Notenbank 50 Basispunkte unter dem Mittelwert, den die Fed-Offiziellen als möglichen Höchstwert im Jahr 2023 prognostiziert hatten. Dies legt zumindest das jüngste Statement of Economic Projections (SEP) nahe, das vom Dezember 2022 stammt. Die Märkte preisen jedoch einen anderen Wert ein: Sie erwarten, dass der Leitzins der US-Notenbank zum Jahresende etwa 75 Basispunkte unter dem Mittelwert von 2023 liegen wird.
Diese Divergenz zwischen Marktpreisen und Fed-Vorschau ist Teil des Balanceakts, den die Notenbanker managen müssen. Sie tun dies vor dem Hintergrund einer Datenlage, die darauf hindeutet, dass die bisherige Straffung der Geldpolitik die Konjunktur zwar abkühlt, die Inflation aber nach wie vor zu hoch ist (und weit über dem Zielkorridor der Fed liegt). Fed-Chef Powell war zwar bemüht, sich nicht auf potenzielle Leitzinssenkungen im Jahr 2023 festlegen zu lassen, sofern die Inflation nicht überraschend deutlich zurückgeht. Gleichzeitig vermied er es, eine weitere Zinserhöhung im Mai mit deutlichen Worten anzukündigen.
Seit ihrer jüngsten Sitzung im Dezember konnten die politischen Entscheidungsträger der Fed weitere positive Nachrichten zur US-Inflation zur Kenntnis nehmen: Ihre bevorzugte Kennzahl, die persönlichen Kern-Konsumausgaben (PCE), fiel auf dreimonatiger annualisierter Basis auf 2,9 Prozent (den Dezember-Daten zufolge), während der jüngste Arbeitsmarktbericht darauf hindeutet, dass die Lohninflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Unterdessen haben sich die Indikatoren, die die Aktivität der US-Wirtschaft messen, verschlechtert. So verzeichneten etwa die entsprechenden Daten für Konsum und produzierendes Gewerbe im November und Dezember 2022 einen Rückgang.
Die Finanzierungsbedingungen in den USA haben sich vor dem Hintergrund der jüngsten positiven Verbraucherpreisindex- und Kern-Konsumausgaben-Inflationsberichte (CPI und PCE) etwas entspannt – ein Trend, den wir bereit im Jahr 2022 beobachten konnten (für Details dazu lesen Sie den jüngsten Viewpoint von Rich Clarida ). Da die Fed-Offiziellen weiterhin ein größeres Risiko darin sehen, zu wenig zu tun, um die Inflation einzudämmen, als zu viel zu tun, bekräftigte Notenbank-Chef Powell, dass die Fed weitere Zinserhöhungen beabsichtige, auch um die Finanzierungsbedingungen ausreichend straff zu halten.
Unsere Prognose: Noch eine weitere Zinserhöhung
Angesichts der jüngsten Abschwächung verschiedener Indikatoren, die die Aktivität der US-Wirtschaft messen, sowie der besseren Nachrichten von der Inflationsfront glauben wir jedoch, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Fed bei den Zinserhöhungen eine Pause einlegt. Wenn sich die jüngsten Konjunkturtrends wie erwartet fortsetzen – wir prognostizieren eine milde Rezession in den USA im Jahr 2023 –, sollte die Fed bei der Sitzung im März genügend Daten zur Verfügung haben, um die Zinsen zwar noch einmal anzuheben, gleichzeitig aber eine Pause zu signalisieren.
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Tiffany Wilding und Allison Boxer sind Volkswirtinnen. Sie verfassen regelmäßig Beiträge für den PIMCO-Blog.
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