PIMCO.com verlassen

Sie verlassen jetzt die Website von PIMCO.

Skip to Main Content
Konjunktur- und Marktkommentare

Wie effektiv kann sich die US-Volkswirtschaft von China lösen?

Die Aussichten für US-Wachstum und -Inflation hängen von der Fähigkeit der US-Lieferketten ab, sich recht zügig aus China zurückzuziehen – ein Prozess, der nicht reibungslos verlaufen wird.

Die US-Handelspolitik hat sich innerhalb weniger Wochen massiv verändert. Zurzeit gehen viele Beobachter davon aus, dass die ständigen Zollanpassungen unter der Regierung Trump, einschließlich Aussetzungen, Verhandlungen und Ausnahmeregelungen, das Ausmaß der Verwerfungen in der US-Volkswirtschaft verringern könnten. Im Einklang mit dieser Stimmung haben sich die US-Aktienmärkte nach ihrer ersten Reaktion auf die Ankündigungen vom 2. April etwas erholt. So notierte etwa der S&P Index mit Stand vom 15. April rund neun Prozent im Minus, nachdem er in den Tagen unmittelbar nach der Zollankündigung vom 2. April ganze 15 Prozent seit Jahresbeginn abgegeben hatte.

Während der vergangenen Wochen ist die Regierung Trump von anfänglich hohen und umfassenden Zöllen auf die meisten Handelspartner auf einen moderateren universellen Zoll von zehn Prozent übergegangen und richtet ihren Fokus vehement auf chinesische Waren, die mehrheitlich einem Zollsatz von 145 Prozent unterliegen.

Selbst nach den jüngsten Zollanpassungen halten wir die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession weiterhin für hoch und hoffen auf die Fähigkeit der US-Lieferketten, relativ schnell von China auf andere Produktionsstandorte umzuschwenken – ein Prozess, der nicht reibungslos verlaufen wird.

Jüngste Zollentwicklungen

In den Tagen nach der Ankündigung der Trump-Regierung vom 2. April, umfassende universelle und reziproke Zölle zu verhängen, wurden mehrere Ausnahmeregelungen für bestimmte Produkte sowie eine 90-tägige Aussetzung der reziproken Zölle erlassen. Im Ergebnis dieser Entwicklung steht eine stärkere Konzentration der US-Zölle auf China, das derzeit einem Zollsatz von 145 Prozent auf die meisten Produkte unterliegt. Darüber hinaus ist ein universeller Zoll von zehn Prozent auf alle importierten Waren aus anderen Ländern in Kraft sowie separate Zölle für Kanada, Mexiko und bestimmte Produkte – weitere produktspezifische Zölle dürften folgen.

Auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass die derzeitige Zollpolitik über die gesamte 90-tägige Atempause oder darüber hinaus fortgesetzt wird, dürfte sie in irgendeiner Form Bestand haben. Trotz des Hin und Hers bei den einzelnen Maßnahmen blieb die Regierung ihren ultimativen Zielen treu: einer Öffnung anderer Märkte für US-Exporte, einer Unterbindung der unfairen Handelspraktiken anderer Länder und einer Verringerung oder gar Beseitigung der Abhängigkeit von chinesischen Produkten.

Entkopplung der US-Wirtschaft von China

Da sich die Zölle von ihrem anfangs hohen und umfassenden Charakter hin zu einer stärkeren Konzentration auf China verlagert haben, glauben wir, dass die Fähigkeit der US-Wirtschaft, einer kurzfristigen zollbedingten Rezession zu entgehen, davon abhängen wird, ob sich chinesische Importgüter relativ nahtlos durch Waren aus anderen Ländern substituieren lassen.

Wenn die Zölle auf dem aktuellen Niveau bleiben – oder sogar leicht gesenkt werden –, dürfte der Importhandel mit China einbrechen. Basierend auf empirischen Schätzungen zur Reaktion von Importmengen auf Veränderungen der Importpreise, gemäß denen die Importmenge für jeden Anstieg des durchschnittlichen effektiven Zollsatzes um einen Prozentpunkt im gleichen Umfang zurückgeht, sollte ein Einfuhrzoll von über hundert Prozent auf chinesische Waren die US-Importe auf null reduzieren.

Wenn sich alle oder einige dieser chinesischen Güter durch ähnliche Waren aus anderen Ländern substituieren lassen, die nur dem universellen US-Zoll von zehn Prozent unterliegen, dürfte es zu einer moderateren, aber immer noch bedeutsamen kurzfristigen Störung kommen. Dass diese Substitution ohne Verwerfungen gelingen kann, sehen wir aus mehreren Gründen skeptisch:

  • Wenn die Lieferketten umgestellt werden, könnte es zu Beeinträchtigungen der Transport- und Logistikbranche in Häfen und an Zollstellen kommen. Die Erfahrungen der Pandemie haben uns vor Augen geführt, wie anfällig die globalen Lieferketten sind, und die jüngste Zunahme der Zulieferungen infolge der Zollankündigungen unterstreicht, wie besorgt Unternehmer um eine erneute Störung sind. Die jüngste Unfähigkeit des US-Postwesens, mit Zöllen auf kleine Pakete umzugehen, nachdem die USA die De-minimis-Ausnahmen für chinesische Importe vorübergehend aufgehoben hatten, ist nur ein Beispiel für die eigenen administrativen Herausforderungen, mit denen die USA angesichts eines derart wegweisenden Kurswechsels konfrontiert sind.
  • China wird als Produzent einer Untergruppe von Waren wohl nicht so leicht zu ersetzen sein. Nach Angaben des US-Handelsministeriums liegt der Importanteil von chinesischen Produkten im Wert von über 100 Milliarden US-Dollar bei mehr als 75 Prozent. Wird dieser Schwellenwert auf 60 Prozent gesenkt, steigt der Wert auf über 200 Milliarden US-Dollar. Zu den Bereichen, die in hohem Maß von chinesischen Importen abhängig sind, gehören Konsumgüter wie Videospiele, Haushaltsgeräte und Computerzubehör wie etwa Tastaturen. Selbst signifikante Produktionssteigerungen in anderen Herkunftsländern würden vermutlich nicht ausreichen, um die Lücke in naher Zukunft zu schließen, womit die US-Verbraucher wohl das Gros der Zollerhöhung tragen müssten.
  • Selbst wenn andere Nationen die zusätzliche Nachfrage bedienen könnten, dürfte die Herstellung ähnlicher Güter mit höheren Kosten verbunden sein. In der Tat wären die Preisunterschiede zwischen chinesischen Produkten und gleichwertigen Substituten vermutlich höher als der universelle US-Zoll von zehn Prozent gegen alle anderen Nationen. Erhebungen zufolge verfügt die Volksrepublik bei allen in die USA importierten Waren über einen Preisvorteil von rund 30 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen globalen Produzenten. Bei Importgütern, die überwiegend aus China stammen, beläuft sich der Preisunterschied – wenn ein ähnliches Produkt andernorts hergestellt wird – zum Teil sogar auf 50 bis 75 Prozent. Selbst bei Importgütern, die zu einem geringeren Anteil aus China stammen, liegt der durchschnittliche Preisunterschied bei 20 Prozent.
  • In Anbetracht der jahrzehntelangen Erosion der US-Produktionsstätten verfügen die USA vermutlich nicht über die zusätzlichen heimischen Produktionskapazitäten, um die fehlenden chinesischen Produkte um jeden Preis zu ersetzen. Damit der US-Fertigungssektor die Nachfrage nach inländischen Produkten bedienen könnte, müsste er eine massive Kehrtwende vollziehen. In den vergangenen 20 Jahren sind die US-Produktionskapazitäten nach Angaben der US-Notenbank um insgesamt 1,2 Prozent gestiegen, während der reale Güterkonsum in den USA nach Angaben des Bureau of Labor Statistics um 78 Prozent zugenommen hat.

Was hat all das zu bedeuten?

Da die Erschließung neuer Produktionskapazitäten – ob in den USA oder bei anderen Handelspartnern – Zeit braucht, lautet die entscheidende Frage, ob die derzeitigen Kapazitäten außerhalb Chinas die gestiegene Nachfrage der US-Importeure auffangen können. Wie schnell und zu welchem Preis dies geschehen kann, wird maßgeblich über das Ausmaß bestimmen, in dem die Lieferketten beeinträchtigt und die US-Preise anziehen werden.

Geht diese Umstellung relativ nahtlos vonstatten, könnten die neuen Handelsflüsse die Konsequenzen des universellen US-Einfuhrzolls von derzeit zehn Prozent teilweise wettmachen. Zu den relativen Gewinnern dürften Mexiko und südostasiatische Länder wie Vietnam zählen, auch wenn sie Zollabgaben von zehn Prozent unterliegen. Eine Substitution der Importgüter durch US-Produkte wird allerdings über geraume Zeit nur begrenzt möglich sein, wenn man den aktuellen Zustand des US-Fertigungssektors bedenkt. Außerdem könnte es sich bei einer Untergruppe von Produkten, die normalerweise aus China bezogen werden, schwieriger gestalten, Ersatz zu finden, was die Lieferketten beeinträchtigen könnte.

Wenn wir die Geschehnisse mit etwas Abstand betrachten, sind die Zollmaßnahmen der Regierung die bedeutendsten seit dem Smoot–Hawley Act von 1930. Alles in allem erwarten wir, dass das reale BIP-Wachstum in den USA dieses Jahr zum Stillstand kommt, während die Inflation wieder Fahrt aufnimmt. Die Rezessionsrisiken bleiben erhöht. Zwar könnte die US-Wirtschaft mittelfristig von höheren Investitionen profitieren, doch scheint eine gewisse kurzfristige Störung unvermeidlich.

Sprecher

Erzählen Sie uns etwas über sich, damit wir die Website besser an Ihre Bedürfnisse anpassen können.

Nutzungsbedingungen

Bitte lesen und bestätigen Sie die folgenden Allgemeinen Geschäftsbedingungen:

{{!-- Populated by JSON --}}

Ort auswählen


Amerika

Asien

  • Japan

Europa

  • Europe
Back to top