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Konjunktur- und Marktkommentar

Ausblick auf das kommende Jahr: Investmentimpulse für 2026

Marc Seidner, CIO Non-traditional Strategies, erörtert Anlagemöglichkeiten im Aktien-, Anleihen-, Kredit- und Rohstoffbereich, die Anlegern Resilienz und Diversifikation bieten können.
Charting the Year Ahead: Investment Ideas for 2026
Ausblick auf das kommende Jahr: Investmentimpulse für 2026
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Einführung

Nach einem Jahr breit angelegter Kursgewinne blicken viele Anleger mit gemischten Gefühlen auf das Jahr 2026.

Aktien knüpften 2025 an ihre Hausse an, wobei die Bewertungen noch immer auf historisch hohem Niveau liegen mit erheblichen Renditeunterschieden zwischen den einzelnen Sektoren. Liquide Mittel boten eine Zeit lang sowohl Sicherheit als auch Erträge, sehen im Zuge der US-Zinssenkungen aber nicht mehr attraktiv aus. Und während die US-Wirtschaft robust scheint, zeigt eine K-förmige Spaltung, dass der Wohlstand vermögenderer Haushalte zunehmend im Kontrast zur wachsenden Belastung für andere steht.

Unsere aktuellen Einschätzungen zur Konjunktur und den Anleihenmärkten werden wir in unserem Konjunkturausblick im Januar ausführlicher darlegen. Vorerst beleuchten wir ausgewählte Bereiche der Finanzmärkte mit Blick auf 2026 – einzelne Themen, die sich in einem Portfolio bündeln lassen – und bieten Anlegern und Beratern konkrete Ansatzpunkte für ihre Investmententscheidungen.

Abbildung 1: Value-Aktien könnten weiteres Aufwärtspotenzial haben

Dieses Liniendiagramm zeigt den normalisierten Spread der Value-Aktien im MSCI World Index während der letzten 30 Jahre. In diesem Zeitraum erreichte der Spread im Jahr 2000 und abermals Anfang der 2000er-Jahre einen Höchststand von über 1,5 Prozent und sackte in den Jahren 2005 und 2010 auf unter 0,9 Prozent. Mit Stand vom November 2025 rangiert der Spread bei knapp unter 1,2 Prozent.
Quelle: Berechnungen von Compustat, Capital IQ, MSCI und PIMCO (Stand: 21. November 2025). Normalisierter Spread von Value-Aktien unter Verwendung des Value Composite von PIMCO für Industrieländer.

Die makroökonomischen Bedingungen könnten Value-Titeln kurzfristig Rückenwind verleihen. Die Aussicht auf ein trendgemäßes US-Wirtschaftswachstum sollte dazu beitragen, das Gewinnwachstum 2026 über alle Sektoren hinweg auszudehnen. In dem unserer Ansicht nach besten Szenario für Value-Titel würde die US-Notenbank weitere Zinsschritte unternehmen, um das Wachstum wieder anzukurbeln und auszuweiten.

Was die einzelnen Sektoren betrifft, setzen wir derzeit auf den Gesundheitssektor, in dem nachlassende Regulierungsrisiken, starke Wachstumstreiber in bestimmten Teilsektoren und attraktive Bewertungen die Grundlage für potenzielle Gewinnsteigerungen und positivere Bewertungskennzahlen bilden, sowie auf Basiskonsumgüter. Im Gegensatz dazu lassen wir bei Industrie- und Energiewerten Vorsicht walten.

Des Weiteren sehen wir Möglichkeiten für eine globale Diversifikation. Seit die Zentralbanken der Schwellenländer stabilere geldpolitische Rahmenbedingungen geschaffen haben, verfügen sie über mehr Flexibilität, ihre Zügel zu lockern und der Binnennachfrage auf die Sprünge zu helfen, was Schwellenländeraktien zugutekommen könnte. Konkret sehen wir interessante Gelegenheiten in Südkorea und Taiwan, wo Engagements im Technologiesektor zu günstigeren Bewertungen möglich sind, sowie in China.

Fazit für Anleger – Fokus auf Qualität

Da die hohen Bewertungen auf wenige Unternehmen konzentriert sind, fällt es nicht schwer, attraktiv bewertete Aktien mit wünschenswerten Eigenschaften wie robusten Bilanzen und gesundem Wachstum zu finden. Es ist überlegenswert, den Fokus eher auf unterbewertete Sektoren zu richten, anstatt den teuersten Marktsegmenten hinterherzujagen.

Abbildung 2: Das Vermögen von Geldmarktfonds ist trotz sinkender Leitzinsen gestiegen

Das Liniendiagramm links zeigt die Entwicklung des verwalteten Vermögens in Geldmarktfonds, das von rund 2,5 Billionen US-Dollar im Jahr 2015 auf 7,5 Billionen US-Dollar im Oktober 2025 stieg. Das Liniendiagramm rechts zeigt die dazugehörigen Renditeniveaus seit 2016. In diesem Zeitraum lagen die Zinsen für sechsmonatige Einlagenzertifikate (CDs) zwischen knapp über null Prozent im Jahr 2021 und knapp zwei Prozent im September 2025, leicht unter dem Höchststand im Jahr 2024. Die Renditen kurzfristiger Staatsanleihen unterlagen am Geldmarkt stärkeren Schwankungen und rangierten zwischen null Prozent im Jahr 2021 und fünf Prozent im Jahr 2023, mit knapp unter vier Prozent im September 2025.
Quelle: Verwaltetes Vermögen (AUM) von Geldmarktfonds nach Angaben von Crane Data (Stand: 31. Oktober 2025). Durchschnittliche Rendite sechsmonatiger US-Einlagenzertifikate (CDs) und kurz laufender US-Staatsanleihen nach Angaben von Bloomberg (Stand: 30. September 2025).

Wegen der Versteilerung der Renditekurven sind die Renditen liquider Mittel im Verhältnis zu Anleihen verschiedener Laufzeiten gesunken. Über Anleihen erhalten Anleger die Gelegenheit, sich höhere Erträge über einen längeren Zeitraum hinweg zu sichern.

Wenn die Zinsen sinken, bringt Bargeld weniger Rendite, wohingegen Anleihen für gewöhnlich an Wert gewinnen und somit das Gesamtrenditepotenzial erhöhen. Bei den heutigen Renditen srscheinen qualitativ hochwertige Anleihen in vielen möglichen Wirtschaftsszenarien attraktiv. Da die Inflation wieder in Richtung der Zentralbankziele zurückgekehrt ist, bieten Anleihen über ihre traditionell negative Korrelation mit Aktien einmal mehr Diversifikationsmöglichkeiten und helfen Portfolios, mit Kursverlusten bei Aktien umzugehen.

Ferner können sich Anleger die derzeitige Fülle von festverzinslichen Anlagechancen in aller Welt zunutze machen, da in Industrie- wie auch in Schwellenländern – unter anderem in Großbritannien, Australien, Peru und Südafrika – attraktive reale und nominale Renditen vorhanden sind (mehr dazu erfahren Sie in PIMCOs KonjunkturausblickZölle, Technologie und Wandel“ vom Oktober 2025). Eine Diversifikation über Regionen und Währungen hinweg halten wir für ein wirksames Mittel, um unterschiedliche Ertragsquellen zu erschließen und zugleich die Portfolios zu stärken.

Fazit für Anleger – Renditen mit Anleihen sichern

Es dürfte sich lohnen, von Cash in qualitativ hochwertige Anleihen umzuschichten, die das Potenzial bieten, das aktuelle Renditeniveau zu sichern und sich für Kapitalgewinne bei rückläufigen Zinsen zu positionieren. Wir bevorzugen Anleihen mit zwei- bis fünfjährigen Laufzeiten.

Abbildung 3: Ausländische Zentralbanken halten mehr Gold als US-Staatsanleihen

Dieses Liniendiagramm zeigt den prozentualen Anteil von Gold- und US-Staatsanleihenbestände an den Reserven ausländischer Zentralbanken (exkl. USA) während der letzten 50 Jahre. In diesem Zeitraum hatten US-Staatsanleihen einen Anteil von zehn Prozent bis knapp über 30 Prozent, während die Goldbestände in einer größeren Bandbreite lagen, zwischen mehr als 70 Prozent im Jahr 1980 und weniger als zehn Prozent im Jahr 2019. Mit rund 23 Prozent war der Anteil von Gold zuletzt höher als jener von US-Staatsanleihen, die einen Abwärtstrend aufweisen.
Quelle: Bloomberg, Internationaler Währungsfonds und Konjunkturdaten der US-Notenbank (FRED); Stand: 30. September 2025.

Ein Schlüsselfaktor ist nach wie vor das geopolitische Umfeld. Das Einfrieren russischer Reserven im Jahr 2022 trug dazu bei, die Anhäufung von Gold als einen politisch neutralen Wertspeicher zu beschleunigen. Dieser Trend, gepaart mit den fortwährenden Handelskonflikten und der wachsenden Staatsverschuldung, deutet auf eine strukturelle Unterstützung für die Goldnachfrage hin. Nach unserer Einschätzung ist 2026 ein potenzieller Goldpreisanstieg um mehr als zehn Prozent möglich.

Gleichwohl wurde die jüngste Goldrally ebenso sehr von Momentum und Liquidität wie von fundamentalen Faktoren angetrieben, weshalb kurzfristige Rücksetzer möglich sind. Während sinkende Zinsen die Opportunitätskosten des Goldbesitzes verringern, scheint das Edelmetall im Verhältnis zu den Realrenditen teuer bewertet zu sein, was eine sorgfältige Gewichtung innerhalb von Portfolios erforderlich macht.

Seit 2020 haben Rohstoffindizes Renditen erzielt, die mit globalen Aktien vergleichbar sind, allerdings bei geringerer Volatilität, was ihrer Funktion als Diversifikationsquelle und Inflationsschutz stärkt. Wie die historische Betrachtung zeigt, können selbst maßvolle Allokationen in Rohstoffe die Portfolioeffizienz steigern, insbesondere wenn die Inflation leicht über den Zielvorgaben der Zentralbank liegt.

Außerdem können breite Rohstoffengagements auch eine mögliche Alternative für Investitionen in KI bieten, da der Bedarf an Infrastruktur die Nachfrage nach Produktionsmitteln wie Kupfer, Lithium und Energie sowie nach strategischen Vermögenswerten wie Seltenen Erden antreibt.

Krypto-Assets, allen voran Bitcoin, entwickeln sich zunehmend zu einem digitalen Gegenstück zu Gold und sprechen vor allem jüngere sowie all jene Anleger an, die um eine Währungsabwertung besorgt sind. Zugleich ruft der jüngste Kursverfall von Bitcoin den Anlegern ins Gedächtnis, dass es sich dabei um ein volatiles Instrument und möglicherweise nicht um einen wirklichen Wertspeicher handelt. Der Vormarsch von Stablecoins und tokenisierten Vermögenswerten lässt vermuten, dass der digitalen Finanzwirtschaft ein transformatives Jahr bevorsteht, wobei Volatilität, steuerliche Behandlung und aufsichtsrechtliche Unsicherheit zu bedenken sind.

Fazit für Anleger – Diversifikation und Inflationsschutz verbessern

Maßvolle, diversifizierte Allokationen in Gold und eine breite Palette von Rohstoffen könnten lohnenswert sein, um die Portfolio-Resilienz und den Inflationsschutz zu stärken, ohne sich zu sehr auf ein einzelnes Thema zu konzentrieren.

Abbildung 4: PIK-Trends können Schwierigkeiten beim Schuldendienst signalisieren

Dieses Balkendiagramm zeigt den Prozentsatz der privat finanzierten Unternehmensinvestitionen, die auf der Finanzierung durch Sachleistungen (Payment-in-Kind) basieren. Dieser Wert stieg von 7,0 Prozent Ende 2021 auf 10,6 Prozent im September 2025.
Quelle: Lincoln International; Stand: 30. September 2025.

Trotz dieser Spannungen in bestimmten Bereichen sieht PIMCO noch immer Chancen auf den Kreditmärkten für Anleger, die nicht nur darauf achten, ob eine Investition öffentlich oder privat ist (mehr dazu erfahren Sie in unserem neuesten Investmentausblick-VideoDie Anfangsbewertungen beflügeln die Anleihenperformance 2025 und das Potenzial für 2026“). Nach unserem Dafürhalten liegt der Schlüssel darin, sich auf die Beurteilung der Liquidität und der Kreditrisiken in beiden Bereichen zu konzentrieren und herauszufinden, wo die potenziellen Gewinne am größten sind.

Wir sehen Chancen bei bestimmten Großfinanzierungen, bei denen der Wettbewerb begrenzt ist, bei risikoärmeren Verbraucherkrediten sowie bei ausgewählten Immobilienkrediten. Längerfristige Trends wie der Aufbau von Eigenheimkapital unter vermögenderen Kreditnehmern oder der Vormarsch von KI und der damit einhergehende Energiebedarf schaffen potenzielle Möglichkeiten, qualitativ hochwertige Finanzierungslösungen zu Renditen anzubieten, die jenen minderwertiger, fremdfinanzierter Unternehmenskredite gleichkommen oder sie sogar übertreffen können.

Zum Beispiel ist unser genereller Ausblick für Rechenzentren und KI zwar verhalten; nichtsdestotrotz handelt es sich bei vielen der Hyperscaler um solide Investment-Grade-Unternehmen, die investieren – und Kredite aufnehmen – müssen, um ihre KI-Infrastruktur auszubauen. In den vergangenen Monaten haben sich überzeugende Möglichkeiten im Bereich der Projektfinanzierung aufgetan, also bei der Vergabe von Krediten, die mit Rechenzentren besichert sind, die wiederum mit bestehenden Mietverträgen an bonitätsstarke Mieter gebaut werden. Solche Finanzierungen spiegeln aber nicht unbedingt einen branchenweiten Bedarf wider, sondern stellen vielmehr Chancen mit hohen Markteintrittsbarrieren dar, die zu attraktiven Bewertungen, Strukturen und Mietern führen können.

Fazit für Anleger – Intervallfonds und Kreditprodukte berücksichtigen

Das Jahr 2026 dürfte Aufschluss darüber geben, ob die jüngsten Herausforderungen weiterreichende Probleme bonitätsschwächerer Kreditnehmer signalisieren. In der Zwischenzeit legen wir Anlegern nahe, sorgfältig über die von ihnen gehaltenen Positionen nachzudenken sowie darüber, ob sie für potenzielle Kreditrisiken, fehlende Liquidität, sinkende Renditen und mangelnde Transparenz angemessen entschädigt werden. Der Kreditmarkt bietet zahlreiche Möglichkeiten, das Engagement sorgfältig auf jedes dieser Risiken abzustimmen, und Anleger sollten dabei das gesamte Instrumentarium nutzen. In einer Zeit, in der viele Direct-Lending-Ansätze passiven „Buy the Market“-Strategien ähneln, glauben wir, dass Anleger eine aktivere Kreditallokation erwägen sollten. Lohnenswert könnten flexible Strategien sein, die bei der Erzielung überdurchschnittlicher risiko- und liquiditätsbereinigter Renditen nicht zwischen öffentlich und privat unterscheiden.

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